10. Mai 1933

Bücherverbrennung

„Die Feuer brannten. Auf dem Opernplatz in Berlin. Auf dem Königsplatz in München. Auf dem Schlossplatz in Dresden. Vor der Bismarcksäule in Dresden. Auf dem Römerberg in Frankfurt. Sie loderten in jeder deutschen Universitätsstadt.“ [Erich Kästner]

 

Die Teilnehmenden an der virtuellen Lesung:

         Fabian, 1931

 

 

«In den späten Abendstunden des 10. Mai 1933 erhellten brennende Scheiterhaufen deutschlandweit die zentralen Plätze der Universitätsstädte. Große Menschen-mengen waren aufmarschiert, um Bücher zu verbrennen. Studenten in SA-Uniform schleuderten Werke Hunderter Schrift-steller, Wissenschaftler und Publizisten in die Flammen. Die Bücherverbrennungen waren Höhepunkt der zentral gesteuerten Aktion „Wider den undeutschen Geist“

 

So steht es auf einer der Informationstafeln, die jedes Jahr am 10. Mai die Lesung der VVN-BdA auf dem Frankfurter Römerberg begleiten.

 

Mit der Lesung erinnern wir an die Bücherverbrennung, den Vorboten des Holocaust. Die Bücherverbrennungen, die zwischen März und Oktober 1933 im gesamten Reichsgebiet in 92 Städten stattfanden, waren ein Fanal der faschistischen Terrorherrschaft des NS-Regimes. Diesen vorausgegangen waren die Inhaftierung der kommunistischen Reichstagsabgeordneten, das Verbot der SPD, der Reichstagsbrand, die Wahlen am 5. März, die Auflösung des Reichstags und die Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933; die zahlreichen Gesetzesveränderungen gar nicht erwähnt, die den legalen Eindruck der Nazi-Herrschaft vortäuschen sollten, in Wirklichkeit allerdings die Aufkündigung des Rechtsstaats bedeuteten. Und an jenem 10. Mai 1933 wurden alle frei ausgehandelten Tarifverträge für Null und nichtig erklärt; die Nazis errichteten die Arbeitsfront.

 

Erinnerungsarbeit hat ja den Zweck , nicht zu vergessen, was damals geschah, warum es geschah und insbesondere auch, welche Umstände die Macht-übergabe an die Nazis begünstigte. Dazu zählen auch die Schwäche, das Zaudern, die teilweise Kumpanei mit und das Anbiedern an die faschistischen Kräfte, die Zerstrittenheit und die falschen Prioritäten der demokratischen Kräfte, von Konservativen, über Liberale, Kirchen und Gewerkschaften bis hin zu Sozialdemokraten und Kommunisten. Sich also der Schwächen der Demokraten und der Mächtigkeit der Nazis zu vergegenwärtigen, das gehört zur Erinnerungsarbeit. Zur Erinnerungsarbeit zählt auch und besonders, sich an die Tatorte zu begeben und die Täter zu identifizieren.

 

Was die Bücherverbrennungen betrifft, lesen wir aus den Büchern der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, deren Werke am Abend des 10. Mai 1933 Studenten und Professoren, Nazis und SA-Horden verbrannten. Und wir lesen aus diesen Werken am Tatort, dem Frankfurter Römerberg.

Virtuelle Lesung in Zeiten der Corona-Pandemie

So war es selbstredend auch für diesen 10. Mai geplant. Da der Tag in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, hatten wir eine längere Lesung vorgesehen. Wie alle Veranstaltungen in dieser Zeit der Corona-Pandemie, muss auch unsere Lesung ausfallen. Ja, wir könnten auf dem demokratischen Grundrecht der Versammlungsfreiheit bestehen. Aber, wir können uns keine Lesung mit Mund-Nasenschutz und einem Abstand der Lesenden und der Zuhörerinnen und Zuhörer von jeweils zwei Meter vorstellen. Aus Verantwortung um die Gesundheit der Teilnehmenden akzeptieren wir diese Hygiene-Gebote, ja wir würden darauf bestehen, dazu bedarf es in dieser Zeit keiner Auflage des Ordnungsamts. Da die Absurdität einer solchen Lesung augenfällig ist, verzichten wir dieses Jahr auf diese Form der Lesung am Tatort. Doch wir haben angeboten hier, an diesem Platz auf unserer Homepage, sich an unserer virtuellen Lesung zu beteiligen. Das haben 26 Freund*innen der Literatur getan (siehe oben). Danke dafür.