Bettina Kaminski

Bettina Kaminski, Frankfurt, Schauspielerin, liest aus

Joseph Roth, Hiob, 1930

© Olina Welge

Der Roman Hiob trägt den Untertitel »Roman eines einfachen Mannes«. Er beschreibt den Leidensweg des jüdisch-orthodoxen Toralehrers Mendel Singer im (fiktiven) Schtetl Zuchnow in Russland und in dem folgenden amerikanischen Exil in der Zeit von 1900 bis nach dem Ende des Ersten Weltkrieg. Mendel erleidet in der Geschichte schwere Schicksalsschläge, durch die seine Frömmigkeit erschüttert und sein Glaube an Gott auf eine harte Probe gestellt werden.

 

Ab dem Winter 1928/29 hat Joseph Roth an »Hiob« gearbeitet. Mit dem biblischen Thema ›Hiob‹ hoffte er, ein erfolgreiches Werk zu schreiben. Er arbeitete mit diesem Werk seine jüdische Vergangenheit auf.

 

Bettina Kaminski liest aus dem letzten Teil des Romans, der in New York spielt. (Video)

 

Joseph Roth lebte von 1894 bis 1939; er stammte aus Brody (Ostgalizien, damals Teil von Österreich-Ungarn, heute Teil der Ukraine). Er arbeitete als Journalist und Schriftsteller in Berlin, ab 1933 im Exil in Paris. Die 1920er Jahre waren eine Blüte des geistigen Lebens. 1929, als Roth an »Hiob« schrieb, geschah der Börsenkrach in New York und damit der Beginn der großen Arbeitslosigkeit. [1]

 

Am 30. Januar 1933, dem Tag von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, verließ Roth Deutschland. In einem Brief an Stefan Zweig urteilte er: „Inzwischen wird es Ihnen klar sein, daß wir großen Katastrophen zutreiben. Abgesehen von den privaten – unsere literarische und materielle Existenz ist ja vernichtet – führt das Ganze zum neuen Krieg. Ich gebe keinen Heller mehr für unser Leben. Es ist gelungen, die Barbarei regieren zu lassen. Machen Sie sich keine Illusionen. Die Hölle regiert.“[2]

 

Roths Bücher wurden Opfer der Bücherverbrennungen durch den Hitler-Faschismus. Roth wählte als Ort seines Exils zunächst Paris, unternahm aber diverse, teils mehrmonatige Reisen, unter anderem in die Niederlande, nach Österreich und nach Polen. Von Juni 1934 bis Juni 1935 hielt sich Roth, wie viele andere Emigranten, an der französischen Cotes d’Azur, zunächst in Sanary-sur-mer auf.  Zusammen mit Hermann Kesten und Heinrich Mann mieteten Roth und Manga Bell dann ein Haus in Nizza.

 

Die Reise nach Polen erfolgte im Februar/März 1937; er hielt auf Einladung des polnischen PEN-Klubs eine Reihe von Vorträgen. Er unternahm bei dieser Gelegenheit einen Abstecher ins damals polnische Lemberg, um seine Verwandten zu besuchen, die alle Opfer der Shoa wurden.

 

Joseph Roth, 1926

Anders als vielen emigrierten Schriftstellern gelang es Roth, nicht nur produktiv zu bleiben, sondern auch Publikationsmöglichkeiten zu finden. Seine Werke erschienen in den niederländischen Exilverlagen Querido und de Lange sowie in dem christlichen Verlag De Gemeenschap. Unter anderem deshalb hielt er sich während seines Exils mehrfach in den Niederlanden und Belgien auf (Mai 1935 in Amsterdam und 1936 längere Aufenthalte in Amsterdam und Ostende). Darüber hinaus verfasste er Beiträge für die von Leopold Schwarzschild herausgegebene Exilzeitschrift Das neue Tage-Buch.

 

In den letzten Jahren seines Lebens verschlechterte sich Roths finanzielle und gesundheitliche Situation rapide. Im November 1937 wurde sein zeitweiser Aufenthaltsort , das Hotel Foyot in der Pariser Rue de Tournon, wegen Baufälligkeit abgerissen. Er zog vis-a-vis in ein kleines Zimmer über seinem Stammcafe, dem Café Tournon. Am 23. Mai 1939 wurde Roth in das Armenspital Hôpital Necker eingeliefert, nachdem er (nach Erhalt der Nachricht vom Selbstmord Ernst Tollers) im Café Tournon zusammengebrochen war. Am 27. Mai verstarb er.[3]

 

Quelle: Joseph Roth, Hiob – Roman eines einfachen Mannes, Berlin, 1930

 

[1] Quelle: Hiob – Joseph Roth – Inhaltsangabe
https://www.inhaltsangabe.de/roth/hiob/

[2] Quelle: Briefe 1911–1939. Köln 1970, S. 249

[3] Quelle: Wikipediahttps://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Roth

 

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