Andrea Braunberger-Myers
In unmittelbarer Nähe des Platzes, wo wir unsere Lesungen am 10. Mai durchführen, befindet sich die Alte Nikolaikirche. Sie ist die älteste
evangelische Gemeindekirche Frankfurts. Erbaut im 12./13. Jahrhundert und im zweiten Weltkrieg nur wenig zerstört, diente sie im
Mittelalter als königliche Hofkapelle, Ratskirche, Lagerhaus für städtische Gartengeräte und Ort des städtischen Almosenkastens.
Es wäre spannend zu erfahren, was damals, am 10. Mai 1933, der Pfarrer zu dem üblen Treiben auf dem Römerberg gedacht hat…
Heute ist sie die Kirche der Ev.-luth. St. Paulsgemeinde, die hier sonntags um 9.30 Uhr und 11.15 Uhr zwei Gottesdienste feiert.
Die Pfarrei ist uns seit unserer ersten Lesung gewogen. Aus der Kirche erhalten wir Strom für unsere Verstärkeranlage. Das eine oder andere Gemeindemitglied hat an unseren Lesungen teilgenommen.
Da in diesem Jahr der 10. Mai auf einen Sonntag fällt, hatten wir mit der Pfarrerin, Frau Braunberger-Myers verabredet, dass
wir uns quasi gegenseitig besuchen. Daraus wird auch nichts. Statt dessen liest sie hier.
Kurt Tucholsky, Zur soziologischen Psychologie der Löcher, in: Die Weltbühne, 17.03.1931, Nr. 11, S. 389 und in Lerne lachen ohne zu weinen, Rowohlt, 1931