Sonntag, 21. Januar 2024, 19 Uhr Ort: Club Voltaire, Kleine Hochstr. 5, 60313 Frankfurt
Antifaschistische Filmreihe: Vier gegen Hitler. Auf den Spuren der Helmuth-Hübener-Gruppe (D 2021, 90 Min.)
Der Film erinnert an die Hamburger Widerstandsgruppe „Helmuth Hübener“. Sie hörte in der NS-Zeit ausländische Radiosender und verteilte in verschiedenen Hamburger Stadtteilen selbstgeschriebene Flugblätter, die das Unrecht der Naziherrschaft anprangerten. Durch Verrat am Arbeitsplatz flogen die Aktivitäten der Jugendlichen auf.
Zugleich zeigt der Film das vielfältige Engagement von Jugendlichen und Erwachsenen, sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen. Das filmische Vermächtnis ist damit auch ein aktueller Beitrag zu aktiver Gedenk- und Erinnerungskultur.
Der Journalist und Buchautor Ulrich Sander steht uns zum Filmgespräch zur Verfügung.
Vorab: Ein Kurzfilm (7min) „Flieder, Flieder – die Waffen nieder“, das Projekt mit Schüler*innen aus der Hostatoschule Ffm-Höchst bekam den 2.Platz im Wettbewerb beim Bertha-von-Suttner Friedenspreis. In Anwesenheit der Projektleiterin Ute Christmann.
Eintritt frei Die Filmreihe wird veranstaltet von: VVN-BdA Frankfurt, A.N.P.I. Frankfurt, Dritte Welt Haus; in Kooperation mit: Club Voltaire Weitere Vorführungen und Flyer siehe: https://frankfurtmain.vvn-bda.de/antifaschistische-filmreihe-2023-2024/
Aus dem Newsletter der FIR (Fédération Internationale des Résistants – Association antifasciste (dt.) Internationale Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten), unserem Dachverband:
Als am 20. Dezember 1963 im Plenarsaal des Frankfurter Römer der „Auschwitz-Prozess“ „Gegen Mulka und andere“ mit dem Aktenzeichen 4 Ks 2/63 gegen 22 Angeklagte eröffnet wurde, waren mehr als 18 Jahre vergangen, dass eines der schlimmsten Massenverbrechen der NS-Herrschaft vor einem deutschen Gericht verhandelt wurde, das Verbrechen im Vernichtungslager Auschwitz.
Viele Jahre wurde gegen die Täter von Auschwitz nicht ermittelt. Erst der Eichmann-Prozess in Jerusalem vom April 1961, bei dem die Verbrechen von Auschwitz noch einmal vor der ganzen Welt präsentiert wurden, führte zu einem politischen Umdenken.
Der Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der als politischer Gegner des NS-Regimes und aus einer jüdischen Familie stammend 1936 ins Exil gegangen war, hatte sich bereits zuvor für eine Untersuchung eingesetzt. Als er von Auschwitz-Überlebenden belastende Dokumente aus dem Kommandantur-Bereich erhielt, beantragte er für das Landgericht Frankfurt/Main die Zuständigkeit für alle Verfahren im Zusammenhang mit den Massenverbrechen in Auschwitz. Bei dieser Arbeit wurde er unterstützt von der FIR und ihren Mitgliedverbänden z.B. der VVN, direkt und indirekt. Eine wichtige Rolle spielte das Internationale Auschwitz-Komitee mit seinem damaligen Repräsentanten Hermann Langbein. Er lieferte Dokumente und Kontakte zu Zeugen für die Anklage.
(…) Über den Prozess hieß es in einem Zeitungsartikel: „Die Aussagen der Überlebenden ließen die unvorstellbaren Schrecken und Grausamkeiten von Auschwitz noch einmal auferstehen. Im Gerichtssaal spielten sich erschütternde Szenen ab, als die ehemaligen Häftlinge ihren Peinigern von einst gegenübertraten. Dokumentiert wurden nicht nur die Untaten der Angeklagten – der Prozess förderte beeindruckendes Beweismaterial über die Verbrechen des deutschen Faschismus und der ihn tragenden Kräfte zutage, über die Hintermänner und Auftraggeber der Angeklagten in Staat und Industrie, die allerdings auf der Anklagebank fehlten. Zeugen und Sachverständige charakterisierten die Verantwortung des IG-Farben-Konzerns bei den in Auschwitz verübten Massenmorden, nicht zuletzt bei der Ausbeutung von Zwangsarbeitern.“
Nach Schätzungen verfolgten etwa 20.000 Besucher die 183 Verhandlungstage. Nur wenige Journalisten und die Vertreter des Internationalen Auschwitz Komitees (IAK) waren am allen Prozesstagen anwesend. Die Zeitschrift der FIR „Der Widerstandskämpfer“ berichtete regelmäßig und ausführlich über den Prozess.
(…) Trotz dieses eindeutigen Ergebnisses glaubte die politische Rechte, die Fakten weiterhin infrage stellen zu können. In der BRD erklärte der damalige CSU-Vorsitzenden Franz-Joseph Strauß noch 1969 „Ein Volk, das diese wirtschaftlichen Leistungen vollbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen.“
Alte und neue Nazis leugneten international die Existenz von Gaskammern und die Verbrechen von Auschwitz. Heute ist „Auschwitz-Leugnung“ – nicht nur in der BRD – ausdrücklich eine Straftat.
Die FIR und ihre Mitgliedsverbände erinnern immer wieder an die faschistischen Verbrechen in den Vernichtungslagern und deren Opfer, aber auch an diejenigen Frauen und Männer, die sich der NS-Barbarei entgegengestellt haben.
Am 20.12. um 19 Uhr findet unsere letzte Online-Veranstaltung des Jahres statt: „NS-Verherrlichung stoppen! Der faschistische Aufmarsch „Tag der Ehre“ im Kontext ungarischer Geschichtspolitik“. Den Zoom-Link findet ihr auf www.vvn-bda.de. Wir freuen uns auf eure Teilnahme!
Seit über 25 Jahren versammeln sich rund um den 11. Februar Neonazis aus dem In- und Ausland zum sogenannten „Tag der Ehre“ in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Das Event gehört mittlerweile zu den größten und wichtigsten Vernetzungstreffen der neofaschistischen Szene in Europa. Auch in diesem Jahr gedachten rund 2000 Neonazis ihren historischen Vorbildern – der deutschen Wehrmacht, der Waffen-SS und der ungarischen Kollaborateure – und trugen ihre geschichtsrevisionistische und NS-verherrlichende Ideologie nach außen.
In den letzten zwei Jahren nahm jeweils eine kleine Delegation der VVN-BdA im Rahmen der Kampagne „NS-Verherrlichung stoppen!“ an den Protesten gegen den „Tag der Ehre“ Teil. Kommenden Februar werden wir wieder nach Ungarn reisen, um die Gegenproteste zu unterstützen und den Opfern der Shoah zu gedenken. Wir tun dies in Zusammenarbeit mit österreichischen Opferverbänden (Freiheitskämpfer und KZ-Verband Wien), unserem ungarischen Partnerverband (MEASZ), aktiven Antifaschist*innen vor Ort und der internationalen „NS-Verherrlichung stoppen!“-Vernetzung.
In unserer Online-Veranstaltung wollen wir uns dem „Tag der Ehre“ im Kontext ungarischer Geschichtspolitik widmen. Dafür haben wir Adam Markus und Edith Hanel eingeladen. Adam Markus („Die Geschichte des ungarischen Nationalismus“ (2013)) wird uns einen Überblick über die Geschichte Ungarns – mit Fokus auf dem Zweiten Weltkrieg und den geschichtspolitischen Umgang damit – geben. Edith Hanel (aktiv in der internationalen Mobilisierung zu den Gegenprotesten) wird von der internationalen Beteiligung an den Gegenprotesten und deren Bedeutung für Neonazis berichten.
Seit 2019 recherchierten Schüler*innen der Deutschen Schule Thessaloniki (DST) zu Holocaust-Opfern in Thessaloniki. Ziel war, Schicksale der vielen jüdischen Mitglieder der Schulgemeinschaft bis 1933 herauszufinden, die Geschichte der DST bis 1944 zu beleuchten sowie Perspektiven zur Erinnerungskultur an den Holocaust in Thessaloniki, auch im Rahmen des deutsch-griechischen Verhältnisses, zu untersuchen. Die Ergebnisse wurden in einem Dokumentarfilm festgehalten.
Kommt vorbei, schaut und diskutiert mit uns – Eintritt frei!