Rosanna Maccarone
Rosanna Maccarone, Frankfurt, liest aus: Erich Kästner, Fabian, 1931
Am 10. Mai 1933 stand Erich Kästner auf dem ehemaligen Berliner Opernplatz und guckte zu, wie seine Bücher mit „in die zuckenden Flammen fliegen“.
„Vor einer unübersehbaren Menschenmenge warfen Uniformierte der NS-Studentenschaft, Sturmriemen unterm Kinn, an jenem Tag Armvoll um Armvoll die Werke von 25 deutschen Autoren ins Feuer. Es war die widerliche Inszenierung eines Scheiterhaufens für das, was der NS-Jargon „missliebige, zersetzende, undeutsche“ Literatur nannte. Die meisten der 24 verfemten Autoren – darunter die Brüder Heinrich und Thomas Mann, Bert Brecht, Alfred Döblin, Erich Maria Remarque – waren zu diesem Zeitpunkt schon außer Landes. Der 25. allerdings stand fassungslos mitten unter den Gaffern vor dem flackernden Feuer und musste mit anhören, wie neben den Namen all der anderen Dichter auch seiner aufgerufen wurde. Und während ein Student Kästners Gedichte und den Roman „Fabian“ den Flammen überantwortete, schrie der Brandstifter: „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall!“
Quelle: Spiegel Geschichte https://www.spiegel.de/geschichte/schriftsteller-erich-kaestner-und-die-buecherverbrennung-1933-a-951105.html
Quelle: Erich Kästner, Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, 1989, Sechstes Kapitel, S. 61-62