Wir gedenken und mahnen

3. November 2022

84. Jahrestag der Pogrome des deutschen Faschismus

Am Donnerstag, 10. November 2022 um 17.00 Uhr gedenken wir an dem Platz vor der Festhalle, Friedrich-Ebert-Anlage, neben dem Messeturm, der Verbrechen, die der deutsche Faschismus verübt hat. Hier gibt es nun
einen würdigen Mahn- und Gedenkplatz im öffentlichen Bereich der Frankfurter Messe mit einer Kopie der Gedenkplatte, die an der Außenfassade der Festhalle angebracht ist.

Es sprechen:
Oberbürgermeister Peter Feldmann
Norbert Birkwald, Sprecher der VVN-BdA
Elisabeth Leuschner, Initiative 9. November e.V.
Musikalische Begleitung:
Maria & Nico, Akkordeon und Saxophon
Ute Christmann mit Chor
Ein Bass-Sänger trägt die Arie „In diesen heiligen Hallen“ vor.


Am 9. November 1938, vor nunmehr 84 Jahren, brannten in Deutschland 1.400 Synagogen, Gebetsräume und weitere jüdische Versammlungsstätten. Mehrere tausend Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört oder geschändet. Mehr als 400 Juden wurden ermordet oder in den Suizid getrieben.
In den folgenden Tagen wurden 30.000 Juden in Konzentrationslager verschleppt. Hunderte verloren dort in kurzer Zeit ihr Leben.
Dieses Novemberpogrom war der von den deutschen Faschisten verordnete und lückenlos geplante Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung zur systematischen Verfolgung und Vernichtung der Juden. Es handelte sich nicht, wie von den Nazis verbreitet, um einen Volksaufstand, sondern um Staatsterror, der zur Shoa und zur Ermordung von sechs Millionen Juden führte.
In Frankfurt ließen Nazischergen und SS am Abend des 9. November 1938 die Synagogen schänden, demolieren oder niederbrennen. Es traf nicht nur die Synagoge im Westend und am Börneplatz, auch die in der Friedberger Anlage, in Höchst und weiteren Stadtteilen wurden Opfer des braunen Terrors.

An den darauffolgenden Tagen wurden mehr als dreitausend männliche Juden verhaftet und in der Festhalle festgesetzt. Unter ihnen befand sich auch der Bass-Opernsänger Hans Erl, den der Gauleiter der NSDAP, Jakob Sprenger, zwang, aus Mozarts Zauberflöte die Arie „In diesen heiligen Hallen“ vorzutragen. Es wurde still.
Im Juni 1942, wurden Hans Erl und seine Ehefrau Sofie vermutlich im KZ Majdanek oder im Vernichtungslager Sobibor ermordet.
Der Name Hans Erls wird auf der Gedenktafel der Städtischen Bühnen genannt. Erl zu Ehren stellte man 1955 im Foyer der Oper eine von Alfred Müllergroß gestiftete und von Georg Mahr geschaffene Büste auf. Vor dem letzten Wohnort von Sofie und Hans Erl, in der Eschersheimer Landstraße 267, wurden zwei Stolpersteine zum mahnenden Gedenken verlegt.

_______________________________________________________________________________________